Kalligrafie, die Kunst der schönen Schrift, ist tief verwurzelt im arabischen Kulturraum, Christ*innen pflegen sie ebenso wie Jüdinnen und Juden. Über die Kunstform der Kalligrafie lässt der international bekannte Künstler, Maler und Bildhauer Shahid Alam die Workshop-Teilnehmenden in den interreligiösen Dialog treten.
Gebannt beobachten die Workshop-Teilnehmerinnen der Reinhold-Burger-Oberschule (Berlin-Pankow), wie der Künstler seine Schreibfeder in schwarze Tusche taucht und in behutsamen Strichen, von rechts nach links, arabische Buchstaben auf ein Blatt zeichnet*. Einigen Mädchen ist die arabische Schrift durch ihre Herkunft bereits vertraut. Sie freuen sich, anschließend gemeinsam mit ihren Mitschülerinnen das arabische Alphabet zu zeichnen. Andere Schülerinnen nähern sich der Kalligrafie zunächst spielerisch und füllen ihre Blätter mit vertikalen und horizontalen Zeichenübungen.
Kalligrafie als Brücke zwischen den Religionen
„Meine Kunst stelle ich in den Dienst der interkulturellen und interreligiösen Verständigung. Durch die Schönheit der arabischen Schrift baue ich Brücken zwischen Orient und Okzident“, führt der aus Pakistan stammende Kalligraf Shahid Alam in seine Arbeit ein. Sein Leben ist maßgeblich geprägt von der kulturellen und religiösen Vielfalt seines Herkunftslandes. Die Kunst der schönen Schrift ist bereits seit mehreren Generationen in seiner Familie verankert.
Kreativität fördert interkulturelle Verständigung
„Lernen kreativ zu gestalten ist unser zentrales Konzept“, erzählt die Kunst-Lehrerin Sabrina Tümptner, die den Workshop für ihre Schülerinnen angefragt hat. Sie leitet eine Willkommensklasse mit Schüler*innen aus diversen Herkunftsländern und betont die Wichtigkeit von Kunst und Kreativität in der interkulturellen Verständigung. Die Begegnung mit dem Kalligrafie-Künstler empfindet sie als inspirierende Bereicherung für ihre Klasse.
Gemeinsamkeiten der Religionen hervorheben
Abschließend erläutert Alam: „Jeder Text kann kalligrafisch abgebildet werden“, und bietet den Schülerinnen an – ganz im Sinne des interreligiösen Dialogs – die Worte „Thora“, „Koran“ oder „Bibel“ mit arabischen Buchstaben darzustellen. Er möchte die Perspektive auf das Verbindende der abrahamitischen Religionen lenken – wie beispielsweise auf die gemeinsame Suche nach Spiritualität und den geteilten Wunsch nach Frieden.
Insbesondere angesichts der derzeitigen Ereignisse und den damit verbundenen Herausforderungen ist der interreligiöse Dialog und eine gelingende interkulturelle Verständigung wichtiger denn je. Das Feedback der Teilnehmer*innen der letzten Tage ist so umwerfend, dass wir erwägen, die Reihe nächstes Jahr fortzusetzen. Wir bedanken uns sehr herzlich bei Herrn Shahid Alam und freuen uns auf unsere weitere Zusammenarbeit.
*Weitere Workshops wurden hier durchgeführt: Mit der 10. Klasse (Wahlfach: Arabisch) der Interkulturellen Waldorfschule Treptow, mit Religionslehrkräften und Mitarbeiter*innen in der Arbeitsstelle für ev. Religionsunterricht (ARU West der Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz) und mit einer 10. Willkommensklasse der integrierten Sekundarschule Paul-Schmidt-Schule in Alt-Hohenschönhausen.
Offizielle Website des Künstlers: www.shahid-alam.de
Dieser Artikel wurde von unserer Praktikantin Samantha Kneißler geschrieben. #interreligiöserdialog #interreligiösebildung #kalligrafieworkshop #kalligrafie