Die vielfältigen Chancen, aber auch Herausforderungen innerhalb der Thematik „Vielfalt der Religionen“ können mit Kindern und Jugendlichen anschaulich durch geeignete Filme und Dokumentationen im Unterricht vorgestellt, diskutiert und reflektiert werden. Dabei wird eine erste Annäherung an fremde Religionen und durch die Hauptcharaktere ein hohes Identifikationspotenzial geschaffen. Dies führt – v.a. in Verbindung mit geeigneten didaktischen Methoden und Materialien – zu einer Auseinandersetzung mit der eigenen Religiosität. Durch das Kennenlernen der Hauptcharaktere und das Aufzeigen von Dialogmöglichkeiten bieten die Filme erste „Türöffner“-Momente, ermöglichen eine Erweiterung des Wissens über Grundlagen verschiedener Religionen und veranschaulichen teils konkrete, teils indirekte Wege und Möglichkeiten des religiösen Miteinanders.
Spielfilme
Das Mädchen Wadjda (ca. 90 Minuten, 2012)
u.a. ausgezeichnet mit dem Interfilm Award for Promoting Interreligious Dialogue und dem Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke 2013
Inhalt:
„Ob im Privaten oder in der Öffentlichkeit: In Saudi-Arabien gibt es für Frauen und Mädchen strenge Vorschriften, wie sie sich kleiden und verhalten müssen. Auch die elfjährige Wadjda wächst in dem konservativ-islamischen Königreich auf. Doch das eigensinnige Mädchen weiß, was es will, und passt sich nicht widerstandslos an. Der Wunsch, ein Fahrrad zu kaufen – in Saudi-Arabien während der Produktionszeit des Films im Jahr 2012 ein Tabu – wird zu einer Metapher für die Sehnsucht nach mehr Freiheit und Teilhabe“.
Unterrichtseinsatz:
Geeignet ist der Film für Jugendliche ab der 5. Klasse. Im Religionsunterricht wird in der 7. Klasse der Islam thematisiert- in diesem Kontext, aber auch darüber hinaus eignet sich der Film insbesondere für die Themenbereiche: Rolle der Frau (im Islam), Koran, Gesellschaftskritik (Gewalt und Rassismus), Identität, Freiheit und Emanzipation.
Weitere Informationen und didaktisch aufbereitetes Material zum Film:
https://www.kinofenster.de/download/monatsausgabe-das-maedchen-wadjda.pdf
https://durchblick.clubfilmothek.de/wadjda/index.htm
Kaddisch für einen Freund (90 Minuten, 2012)
u.a. ausgezeichnet mit dem deutschen Filmpreis – bester Kinderfilm
Inhalt:
„Aufgewachsen in einem palästinensischen Flüchtlingslager hat der vierzehnjährige Ali Messalam von klein auf gelernt, „die Juden“ zu hassen. Nach der gemeinsamen Flucht mit seiner Familie aus dem Libanon gelangt er schließlich nach Berlin Kreuzberg. Hier sucht Ali Anschluss bei den arabischen Jugendlichen im Kiez. Doch dafür muss er erst beweisen, was er drauf hat. Er soll als Mutprobe in die Wohnung seines jüdisch-russischen Nachbarn Alexander einbrechen. Die Jugendlichen folgen Ali und verwüsten im Exzess die Wohnung des alten Mannes. Doch nur Ali wird von dem vorzeitig zurückkehrenden Alexander erkannt und bei der Polizei angezeigt. Um einer Verurteilung und der damit verbundenen Abschiebung zu entgehen, bleibt ihm nur eine einzige Chance: Ali muss sich dem verhassten Feind annähern und ihn um Unterstützung bitten…“
(https://www.deutscher-filmpreis.de/film/kaddisch-fuer-einen-freund/
Unterrichtseinsatz:
Sowohl in der Sek I (ab Klasse 8) als auch in der Sek II kann der Film eingesetzt werden. Neben der Thematik „religiöses Miteinander“ sind Bezüge zum Geschichtsunterricht und dem Nahost-Konflikt gegeben. Gerade in den Jahrgangsstufen 8-10 liefert der Film aufgrund des Alters und des Lebensmittelpunkts (Berlin) gute Identifikationspotenziale.
Auch in der Oberstufe kann in den Grundkursen Geschichte, PW oder Religion der Film tiefergehend auf die sowohl politischen als auch religiös zugrundeliegenden Konflikte untersucht und diskutiert werden.
Didaktisch aufbereitetes Material zum Film:
https://barnsteiner-film.de/web2019/wp-content/uploads/Kaddisch-_Begleitmaterialien_b.pdf
Dokumentationen
Ramadan in a day (Dokumenation, 60 Minuten, 2022)
Im Rahmen der ARD Themenwoche „Wir gesucht“ hat der SWR einen 60 Minuten Film über muslimisches Leben in Deutschland produziert.
Die Besonderheit:
Die Autorinnen und Autoren stammen selbst aus der muslimischen Community und der Film verzichtet auf Kommentartext oder Experten.
- Boxweltmeister Firat Arslan aus Göppingen
- der Imam des Hauses der Weisheit in Berlin
- die Modedesignerin Meriem Lebdiri aus Mannheim
- die Erzieherin eines inklusiven Kindergartens und
- eine Schülerin aus Marl und ein DJ aus Berlin erzählen,
wie sie den letzten Tag des Ramadan und den ersten Tag des Eid zubringen.
Warum Ramadan?
Weil er für Musliminnen und Muslime ein besonders spiritueller Monat ist.
Warum jetzt?
Die Doku schließt an eine sechsteilige Serie an: „Lamia“, eine junge Frau mit algerischen Wurzeln sucht ihren Platz in ihrer Familie, im Leben, in der Religion. Diese Serie endet mit einer Einladung zum Iftar. Daran schließt die Dokumentation an.
Beide finden sich in der ARD Mediathek:
Ziel dieser beiden Formate ist es, muslimischen Menschen in Deutschland auf Augenhöhe und jenseits von Klischees zu erreichen.
Woran glaubst du? – Ein Thema bei der Sendung mit der Maus
Viele Menschen verbinden „Glauben“ mit einer Religion. Es gibt aber auch Menschen, die an etwas ganz anderes glauben: An Liebe, ihren Fußballverein oder Trolle zum Beispiel. Wir haben ganz viele Kinder gefragt, was für sie „Glaube“ bedeutet. Was unterscheidet „Glauben“ von „Wissen“? Worüber kann ich mich jeden Tag freuen? Warum bin ich überhaupt auf der Welt? Hast du dir diese Fragen auch schon einmal gestellt? Damit bist du nicht allein, denn fast jeder Mensch denkt manchmal über diese schwierigen Fragen nach. Darum geht es auch in unseren Geschichten.
https://www.wdrmaus.de/extras/mausthemen/glaube/index.php5
Das Herz von Jenin (Dokumentarfilm, 90 Minuten, 2009)
u.a. ausgezeichnet mit dem Cinema for Peace Award
Inhalt:
„Als der 12-jährige Ahmed im palästinensischen Flüchtlingslager Jenin mit Freunden spielt, schießen ihm israelische Soldaten in den Kopf, weil sein Plastikgewehr einem echten zum Verwechseln ähnelt. Für Ahmed gibt es keine Rettung: Er stirbt im Krankenhaus von Haifa. Sein Vater Ismael Khatib stimmt einer Organspende zu. Zwei Jahre später besucht er die Kinder, denen seine Organe das Weiterleben ermöglichten. Darunter auch die Tochter orthodoxer Juden“.
Unterrichtseinsatz:
Der Film ist für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet. Der Unterrichtseinsatz verlangt Grundlagenwissen bzgl. des Nahost-Konflikts. Daher wäre ein Einsatz ab Klasse 10 denkbar. Auch die Thematik Organspende sollte bei Einsatz des Films vorher in Grundzügen besprochen werden.
Der Link zum Film: https://www.youtube.com/watch?v=EI3AUi2lTws
Weitere Informationen und didaktisch aufbereitetes Material:
https://www.swr.de/herzenssache/projekte/-/id=6408718/property=download/nid=3025730/y81e0g/index.pdf
Was glaubst du? (Doku-Filmreihe, 2011)
Inhalt:
„In der Filmreihe beschreiben junge Christen, Muslime, Juden, Hindus, Buddhisten und Nicht-Religiöse ihre verschiedenen religiösen Alltagspraxen. Die Beteiligten reflektieren die Relevanz des Religiösen in ihrem Leben und zeigen dabei Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten der verschiedenen Glaubensrichtungen auf. Themen wie Zukunftsvisionen, Rückhalt oder Ablösung aus der Familie, Liebe, Glück, das Gottesverständnis, die religiöse Praxis, die Vorstellung vom Tod oder die Wahrnehmung anderer Religionen werden aus der Sicht der Jugendlichen reflektiert. Dabei kommen auch Familienangehörige und Freunde zu Wort.“
(https://www.medienprojekt-wuppertal.de/was-glaubst-du)
Unterrichtseinsatz:
Die DVDs können je nach Themenschwerpunkt sowohl in der Sek I als auch in der Sek II eingesetzt werden. Da es auch zusammenfassende und auf den interreligiösen Dialog fokussierte Filmvarianten gibt, lässt sich das Medium zum Einstieg verwenden oder als Synthese, Grundlage für weiterführende Diskussionen oder Transfer zur Thematik „interreligiöser Dialog/ interreligiöse Projekte lokal und global“ am Ende einer Unterrichtseinheit einsetzen.
Weitere Informationen:
http://www.filmsortiment.de/was-glaubst-du-/dvd/unterrichtsfilm-lehrfilm-schulfilm/61343
Eine fast unmögliche Freundschaft (ORF Doku „kreuz und quer“, 46 Minuten, 2016)
Inhalt:
„In Jerusalem richten sich erstaunte Augen auf sie: Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister, Imam Ramazan Demir und Pfarrer, sowie Vorstandsmitglied im Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit Ferenc Simon haben gemeinsam mit Studierenden das Heilige Land besucht und wurden dabei von einem Fernsehteam der ORF-Sendung „Kreuz und Quer“ begleitet.
Die Dokumentation schildert die berührende Geschichte dreier Seelsorger und junger Menschen unterschiedlicher Religion, die gemeinsam die bedeutendsten jüdischen, islamischen und christlichen Stätten besuchen und so ihre Freundschaft stärken. Was sie erleben, erstaunt und versetzt in neue Gedanken. Bestehende Überzeugungen werden in Frage gestellt und ein Bild von der Sicht des jeweils anderen vermittelt. Sie wollen konkrete Zeichen setzen; Vorurteile durch Zuhören und Verstehen entkräften. So wird ein intensiver, lebendiger Dialog auf dieser Reise geführt: über Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer Religionen, Politik, Privates, über Gott und die Welt. Sie diskutieren über Antisemitismus und Islamfeindlichkeit, stellen einander Fragen und müssen sich von vielen Menschen auf dieser Reise Fragen stellen lassen. Was bedeutet Religion in ihrem Leben? Was müssen sie voneinander wissen? Die Reise ins Heilige Land, zwischen religiösen Heiligtümern und politischen Konflikten, lässt sich als Denkanstoß betrachten, als eine mutige Aktion für einen respektvollen Umgang miteinander.“
(https://christenundjuden.org/index_files/5957069933de7e29755ef682e0c6a6ca-254.html)
Unterrichtseinsatz:
Dieser Film ist an keine Altersgrenze gebunden, wird aber v.a. für Jugendliche ab 16 empfohlen, da das Niveau der Gespräche, die aufgegriffenen Themengebiete sowie die im Mittelpunkt stehenden Studierenden für diese (Alters-)Gruppe geeignetere Anknüpfungsmöglichkeiten bieten.
Der Link zur Dokumentation:
https://www.youtube.com/watch?v=9t2Ij9Pnghw
Inhalt mit Laufzeit:
https://www.srf.ch/sendungen/myschool/eine-fast-unmoegliche-freundschaft
Glaube unter Millennials: Meditation statt Religion? (Doku NDR, 24 Minuten, 2021)
Während immer mehr Menschen aus der Kirche austreten, boomt Spiritualität auf Social Media. Reporterin Céline Sonnenberg fragt sich, ob selbst junge und aufgeklärte Millennials etwas brauchen, an das sie glauben können. Dafür spricht sie mit ihrem Großvater, einem pensionierten Pastor, über ihre Kirchenskepsis, fragt eine Influencerin, wieso spirituelle Angebote so gut auf Social Media funktionieren und lässt sich von einer Astrologin Tarotkarten legen. Ein junger Atheist erzählt ihr, wie er mit der Angst vor dem Tod umgeht und ein Soziologe erklärt, wieso Spiritualität manchmal wie ein Nikotinpflaster sein kann. Glaube und Spiritualität waren vielleicht noch nie so individuell und vielfältig wie in der Millennial-Generation. Und trotzdem wird auch klar, wie vereint junge Menschen in der Suche nach etwas Höherem sind.
Die fünf Weltreligionen (arte, kurze Videoclips, 2017)
ARTE Journal Junior erklärt in mehreren kurzen Videoclips Grundlagen der fünf Weltreligionen.
Link: https://www.arte.tv/de/videos/RC-015188/die-fuenf-weltreligionen/
„Ich und die Anderen – Was glaubst du denn?“ (Doku SWR, 30 Minuten, 2017)
Inhalt:
„Es ist ein Teil meiner Identität – Zweifel gehören dazu.“ Laila, Boris und Patric sind gläubig. Die drei jungen Leute leben ihre Religion auf ganz unterschiedliche Weise, aber vieles verbindet sie. Laila ist Muslimin, Boris Jude und Patric Katholik. Jeder von ihnen kennt die Auseinandersetzung mit Vorurteilen, das Befremden, aber auch die Neugier von Freunden und Familien. In ihren religiösen Gemeinschaften fühlen sie sich zu Hause, das Gebet und die Einhaltung der religiösen Vorschriften und Riten sind wichtige Teile ihres Lebens. Sie sind der Welt zugewandt und versuchen auf verschiedenen Wegen Spiritualität und Alltag zu verbinden. Zukunftsvisionen, Liebe, Glück, Gottesverständnis und Toleranz sind für sie wichtige Themen. Die Sendung begleitet die drei jungen Gläubigen bei der Auseinandersetzung mit ihrer Religion.
(https://www.planet-schule.de/sf/php/sendungen.php?sendung=10559)
Unterrichtseinsatz:
Aufgrund des Alters der drei Protagonist*innen eignet sich die Dokumentation eher für Schüler*innen der Sekundarstufe 2. Hier findet ein stärkeres Identifikationspotenzial statt. In Anlehnung an den Lehrplan der Religions-Grundkurse bietet sich der Einsatz innerhalb der Themenbereiche Gotteslehre (ev.) sowie Religion und Religiosität (kath.) an.
Serien und Kurzfilme
Tatortreiniger – Anbieterwechsel (Fernsehserie NDR, 30 Minuten, 2015)
(Folge 4, Staffel 5 der Serie „Tatortreiniger“)
Inhalt:
„Auf eine Vermittlungsagentur für religiöse Angelegenheiten wurde ein Farbanschlag verübt. Tatortreiniger Schotte nimmt seine Arbeit auf und stolpert dabei gleich über zahlreiche Fragen, die so ein Maklerbüro für religiöse Events und Erfahrungen zwangsläufig hervorruft. Neben den verschiedenen Angeboten der Weltreligionen und Sekten kommt die Diskussion mit der Ladeninhaberin schließlich auch auf das Thema Jenseits und wie man es sich vorstellt. Eine Satire mit Erkenntniswert.“
Unterrichtseinsatz:
Aufgrund des satirischen Humors und der Thematik (u.a. Patchwork-Religiosität, Konsum der Religion, Jenseitsvorstellungen) ist der Film innerhalb des Schulkontexts ab der 10. Klasse, vorrangig für die Sek II zu empfehlen. Die Art über Religion zu denken, zu sprechen oder sie anzuzweifeln und die damit verbundene sehr vielfältige Suche nach Antworten auf die Sinnfragen wird hier humoristisch und für Jugendliche anschaulich dargestellt.
Gleichzeit kann durch das verlinkte Material mit den Jugendlichen die Thematik „Vielfalt der Religionen“ mit Aspekten der Religionskritik, Funktionen von Religion im Allgemeinen sowie unterschiedlichen Jenseitsvorstellungen verknüpft werden.
Didaktisch aufbereitetes Material:
http://www.materialserver.filmwerk.de/arbeitshilfen/AH_Anbieterwechsel.pdf
Kein Schweinefleisch in Judentum und Islam – Kurzfilm vom jüdischen bubales-Puppentheater
Im Rahmen des interreligiösen Projekts glauben. leben. in berlin (2014/15) entstand in Zusammenarbeit mit dem jüdischen Bubales Puppentheater Berlin ein schöner Kurzfilm – Shlomo und Ayşe sollen ein Referat über Gotteshäuser in ihrer Nachbarschaft schreiben und entdecken dabei, wie viel sie gemeinsam haben: Zum Beispiel gibt es zum Essen kein Schweinefleisch in Judentum und Islam!