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Tag der religiösen Vielfalt an der Friedensburg Oberschule am 26. Januar 2024

Tag der religiösen Vielfalt

An einem Freitagvormittag widmeten sich die Schüler*innen des Philosophie-Kurses der Friedensburg Oberschule Berlin zusammen mit ihren Gästen dem Thema “Religiöse Vielfalt”. Gemeinsam mit der Leiterin des Fachbereichs Ethik/Philosophie der Schule, Lena Schröder, organisierte das Berliner Forum der Religionen den Studientag und eröffnete den Raum für Fragen, Gespräche und gegenseitigen Austausch.

Gespannte Erwartung liegt in der dicht gefüllten Aula der Friedensburg Oberschule (Berlin-Charlottenburg) in der Luft, als die geladenen Gäste Peter Amsler (Baha’i), Esther Hirsch (Sukkat Schalom), Iman Andrea Reimann (Öffentlichkeitsbeauftragte und ehrenamtliche Geschäftsführerin des Deutschen Muslimisches Zentrum Berlin) und ein jesuitischer Priester auf dem Podium ihre Plätze einnehmen. Auf der Wand hinter ihnen leuchtet schon die erste Frage für die Diskussionsrunde auf, als die Moderatorin– eine Schülerin des Philosophiekurses – ebenfalls das Podium betritt.

Religionsausübung im Alltag erfordert Kreativität

„Bei Woolworth gibt es jetzt Dekoration für Ramadan“, eröffnet Imam Andrea Reimann freudig das Gespräch und weist damit auf die religiöse Vielfalt Berlins hin, die auch im öffentlichen Raum immer sichtbarer wird. Gleichzeitig bedeutet das Ausüben ihrer religiösen Praxis für alle Gesprächspartner*innen eine Herausforderung, denn sie stellen fest: „Alle religiösen Gemeinschaften sind jeweils Minderheiten in Berlin.“ Dies erfordert von den Gläubigen Kreativität. „Wir müssen die religiöse Praxis an unsere Zeit, unsere Sprache und die Gegebenheiten unseres jeweiligen Ortes anpassen“, fassen die Religionsanhänger*innen zusammen.

Freude an den religiösen Festen

Gemeinsam religiöse Feste zu feiern lässt die Gläubigen Gemeinschaft erleben und schafft Auszeiten im durchgetakteten Alltag. Jede Religionsgemeinschaft kennt Feste, etwa das christliche Weihnachten, das muslimische Opferfest oder die jüdische Pessachfeier. Die Vorbereitung von Feierlichkeiten in der christlich geprägten Mehrheitsgesellschaft ist für einige Teilnehmer*innen eine Herausforderung. Dennoch steht für Imam Andrea Reimann und Esther Hirsch die Freude am Feiern im Vordergrund: „Es geht beim Feiern um das Zusammenkommen, das Essen und den Spaß.“

Unterschiede sind schön und interessant

Während der jesuitische Priester und der Baha’i Peter Amsler keine Diskriminierung erfahren haben, erlebte Iman Andrea Reimann bereits verschiedenste Vorurteile gegenüber muslimischen Frauen. Fragen, ob sie auch ein Kopftuch zu Hause trage oder ihre Kinder beschneiden ließe, seien keine Seltenheit. Auch für Esther Hirsch gehört die Diskriminierung ihrer Religion zum Alltag. „Zu lernen, dass Unterschiede schön und interessant sind, ist der Schlüssel“, betont die gläubige Jüdin. Iman Andrea Reimann findet bei Diskriminierungssituationen Rückhalt in ihrer Gemeinde und versucht, sich auf ihre eigene Sichtweise zu fokussieren.

Religionen fördern Frieden

„Islam bedeutet Frieden“, betont Iman Andrea Reimann die Botschaft ihrer Religion. Das friedenstiftende Potential ihrer Religionen verbindet die eingeladenen Gläubigen. In der Praxis zeige sich dies etwa in den derzeitigen Friedenspredigten der Berliner Imame oder dem christlichen und jüdischen Gebot der Nächstenliebe. Diese Gebete und Gebote bieten den Diskussionsteilnehmer*innen Orientierung im Alltag. Auch die Baha’i treten für ein friedvolles Miteinander ein. „Wir versuchen beispielsweise aktiv zu vermeiden, schlecht über andere zu sprechen“, erklärt Peter Amsler.

Interreligiöser Dialog ist gemeinsames Handeln

Interreligiöser Dialog entsteht, wenn Angehörige unterschiedlicher Religionen sich begegnen und austauschen. Imam Andrea Reimann sieht die zentrale Aufgabe darin, die innere religiöse Vielfalt Berlins anzuerkennen und gemeinsam zu handeln. So entstehen neue Begegnungsräume in der Stadt, wie das „House of One“ oder die „Drei-Religionen-Kita“. Grundlegend sei es, von der Theorie in die Praxis zu kommen. Dies betont auch der Baha’i Peter Amsler: „Wir müssen Gebete und Worte in konkrete Taten umsetzen.“

Insbesondere angesichts der derzeitigen Ereignisse und den damit verbundenen Herausforderungen an Berliner Schulen ist der interreligiöse Dialog wichtiger denn je. Das große Engagement und Interesse der Schüler*innen hat uns sehr inspiriert. Wir bedanken uns sehr herzlich für die bewegenden Eindrücke und freuen uns auf weitere Studientage zu religiöser Vielfalt.

Dieser Artikel wurde verfasst von: Samantha Kneissler.


Bereits im Januar 2020 konnten wir den Tag der Religiösen Vielfalt bereichern.